Unsere Währung sind Euros, das weiß jedes Kind. Jeder weiß auch ungefähr, was er kaufen kann, wenn er ein paar Euros in der Tasche hat und das Europaweit. Gleiches gilt in vielen Teilen unserer Erdkugel für den Dollar. Jedoch entsteht aus meiner Sicht zunehmend ein Problem, dass auf der heutigen Definition von Währung basiert. Dazu muss man sich fragen: Was ist eigentlich eine Währung? Eine Definition findet man bei Wikipedia (Zur Definition „Währung“ bei Wikipedia). Eine andere, stark vereinfachte Definition könnte lauten, Währung ist ein staatlich kontrolliertes Tauschmedium für den Erwerb von Waren und Leistungen.
Währung steht also für Werte oder anders ausgedrückt, Werte werden in Währungseinheiten ausgedrückt. Ein Haus 200.000 Euro, ein Auto vielleicht 20.000 Euro und ein Liter Milch etwas über 1 Euro. Kennen wir, fühlen wir uns wohl mit. Währung gegen etwas, dass wir haben wollen, ein Tauschgeschäft.
Währungen steht für Individualität
Durch das Anhäufen größerer Mengen an Währung ist man in der Lage sehr individuelle Dinge zu tun. Das streben nach möglichst viel Währung ist zugleich der Grundgedanke des Kapitalismus. Es ist der Motor unserer Wirtschaftswelt und die Legitimation für die Produktion von Waren samt umgebenden Dienstleistungsapparat. Ganze Wirtschaftszweige sind zudem nur für die Verwaltung von Währung entstanden, Banken und das Versicherungswesen als Beispiel.
Menschen benötigen Währung für den lebenserhaltenen Tauschhandel mit Dingen für die Befriedigung von Grundbedürfnissen. Dazu gehören Nahrung, Wohnung und Schutz, bzw. Sicherheit. Die Jagd nach möglichst viel Währung ist dabei unterschiedlich ausgeprägt. Viele haben genug Währung zum leben und sind damit mehr oder weniger zufrieden. Andere haben stets zu wenig, zählen zu den Armen. Und wieder andere häufen so viel Währung an, dass einem schwindelig wird.
Währung ist ein Wert, steht aber nicht für Werte
Nahezu jeder in Deutschland kennt die Textzeile eines Schlagers „Ich glaube an die Deutsche Bank, den die zahlt aus in bar“ – übertragen bedeutet diese Zeile: Ich glaube an die Währung. Ich glaube an den Wert, den Währung, bzw. Währungseinheiten darstellen. Kurz: Die Kaufkraft, die sich hinter der Währung verbirgt.
Bekannt ist auch der Satz „Man kann nicht alles kaufen“. Dieser Satz lässt ein zweites Wertesystem erkennen, eines, dass sich außerhalb der derzeitigen Definition von Währung bewegt. Wer zum Beispiel eine Straftat begeht, wird (im Idealfall) dafür vielleicht eine zeitlang seine Freiheit verlieren. Ganz unabhängig vom Währungsvermögen. Auch die romantische Liebe sieht keinen Bezug zu Währung vor. Die Kreditkartenfirma Mastercard wirbt sogar damit, dass manchen „unbezahlbar“ ist. Und dennoch wird in unserer Gesellschaft fast alles auf die Erwerbsfähigkeit von Währung reduziert. Ich habe dazu im Rahmen der Konflikte um den Bahnhof in Stuttgart (S21 oder Stuttgart21) einen interessanten Artikel in der Online-Ausgabe des Handelsblatts entdeckt, der genau diese Fokussierung verdeutlicht (Zum Artikel).
In den dort beschriebenen Szenarien stoßen unterschiedliche Interessen – oder Werte – aufeinander. Die Unternehmen streben nach Währungsertrag und verändern dabei die Umgebung von Menschen. So geht das Streben nach Währung mit Umweltverschmutzung, Lärm, Landschaftsveränderungen, Verkehrszunahme und vielen anderen Aspekten Hand in Hand. Und weil das Streben der einen nach möglichst viel Währung mit den individuellen Werten anderer im Konflikt steht, wird kurzerhand die blockierte Republik ausgerufen. Möge das jeder für sich selbst bewerten.
Was ist das eigentlich wert?
Ein Liter Milch hat einen Währungswert von etwas über einem Euro. Dabei ist es egal ob die Milch vom Bauern um die Ecke kommt oder ob sie aus Bayern nach Norddeutschland transportiert wurde. Haben beide Produkte im Handel den selben Preis, so haben sie dennoch unterschiedlich viel gekostet. So hat der eine Liter Milch vielleicht 50 km auf der Straße verbracht, während der andere vielleicht 600 km durchs Land gefahren wurde.
Ähnlich verhält es sich mit Produkten, die in so genannten Niedriglohnländern hergestellt werden und dann über viele tausend Kilometer in unseren Laden gelangen. Der Wert einer Ware ist also nicht immer der Preis, den wir bezahlen. Wir tolerieren sogar durch unseren Kauf sehr eigenartige Dinge, wie schlechte Arbeitsbedingungen, Unterdrückung, Lärm, Umweltverschmutzung und Raubbau an der Natur. Und es ist bei weitem nicht so, dass wir das nicht wissen oder zumindest erahnen.
Währung sollte neu definiert werden
Der Wert eines Produktes oder einer Leistung sollte durch verschiedene Faktoren ermittelt werden. Welche Auswirkungen hat die Erstellung und der Transport auf die Umwelt oder die Gesellschaft? Wie viele Individuen müssen Dinge erleiden, damit ein anderes Individuum andere Dinge erfährt, bspw. Wohlstand oder einen Produktnutzen? Wie sehr bereichern sich Einzelne auf Kosten vieler? Was ist mit Fairness? Und vielen anderen Aspekte mehr?
Wer es schafft diese sehr unterschiedlichen Wertansätze in der Werteskala Währung zu vereinen, der wird unserer Gesellschaft und unserer Umwelt für die Zukunft sehr helfen.Luxus darf aus meiner Sicht nicht bedeuten, dass der Erfolgreichste jener ist, der am geschicktesten und nachhaltigsten Mensch- und Umweltressourcen instrumentalisiert. Nur so eine Idee.