Das Drama rund um die 19 Toten und vielen Verletzten bei der Loveparade am vergangenen Samstag hat sicher nicht nur mich schwer erschüttert. Als Besucher habe ich selbst bereits an bestimmt 10 Loveparades teilgenommen. Ich kann in etwa nachfühlen, wie es sich in mitten einer solch großen Menschenmenge anfühlt, wenn sich dort auf einmal Verschiebungen ergeben, die auf feste Hindernisse stoßen. Das ist nicht angenehm und man möchte so schnell wie möglich aus dieser Situation entfliehen. Wie gut dieses „fliehen“ in Duisburg geklappt hat, kann/konnte man in den Medien verfolgen. Mein aufrichtiges Beileid an die Angehörigen.
Verhältnismäßigkeit sollte jetzt gewahrt werden
Als in den Medien bekannt wurde, dass der Veranstalter ein endgültiges Ende der Veranstaltung aussprach, hat mich das erschrocken. Das Geschehen ist tragisch, keine Frage! Deshalb aber gleich einer der großartigsten Veranstaltungen dieses Landes gänzlich den Saft abzudrehen, das halte ich persönlich für übertrieben. Dadurch würde man genau den Spirit töten, der einst mal den Grundstein für die Loveparade gelegt hat: Friede, Freude, Eierkuchen. Elektronische Musik mit friedlichen Menschen tanzend und gut gelaunt unter freiem Himmel zu genießen, das war über viele Jahre ein überwältigendes, sehr positives Erlebnis. Natürlich hat dieser Spirit bereits durch das stete Wachstum und die Kommerzialisierung der Veranstaltung bereits gelitten, aber dennoch aktivierte er immer wieder hunderttausende Menschen. Es scheint, als sehen man sich nach solchen Festen in denen man den schlechten Nachrichten für einen Moment entfliehen kann.
Nun wurde das Fest selbst zur „Bad News“, weil offensichtlich schlechte Planung und menschliche Gruppendynamik zu einem Unglück führten. Daraus kann man lernen. Daraus MUSS man lernen. Und man sollte den Spirit eben gerade nicht mit den Opfern dieser Tragödie beerdigen!
Ein Wort noch zu den Medien …
Der Medienvoyeurismus mit dem diese Tragödie kommerziell über Sender und Printformate „vermarktet“ wird, ist aus meiner Sicht die eigentliche Botschaft dieses Unglücks. Schlechte News verkaufen besser – eine alte Medienweisheit an die man sich dieser Tage wohl gerne erinnert. Da ist der WDR mit einer wirklich erschreckenden Berichterstattung vom Ort des Geschehens zu nennen und gleich dahinter unser deutschen liebste Zeitung, die Bild. Wohin führt dieser widerliche Voyeurismus unsere Gesellschaft? Und an welchen Stellen sollte man lieber ethische Grenzen fordern und setzen?