Erfolgsfaktor Politikersprech?

Die Frage nach der Sprache von Politikern mag naiv klingen, ist von mir aber nicht nachhaltig zu beantworten. Ursprung könnte eine Art durch politische Berater gelehrtes Feintuning für die Vortragsebene in Land- und Bundestag sein. Dort gilt es schließlich vorgefertigte Reden möglichst pointiert verbal zu präsentieren. Der Redner als Übermittler vorgefertigter Informationen – da gehören Kunstpausen, Betonung, Intonation, Sprachmelodie, Lautstärke, Engagement zum guten Ton. Noch schärfer wird diese Art des Vortrages im Wahlkampf (welches an sich schon ein Unwort ist). Schulter an Schulter „kämpfen“ erwachsene Männer und Frauen gegen die Mitbewerber der jeweils anderen Parteien. Und die Munition für diesen (Wett)Kampf sind Salven scharfer Worte, vorgetragen in eben diesem … ja was denn eigentlich? Wie soll man diese Vortragstechnik von Politikern nennen?

Vielen Politikern sollte man wohl empfehlen, schnell wieder den Weg zurück zu einem natürlichen Sprachbild zu finden. Zumindest dann, wenn es eben nicht um Land- oder Bundestag geht. Ich selbst habe schon kompetente Bundestagsabgeordnete erlebt, die auf kleinen Veranstaltungen im bestens wahlKAMPFtauglichen Großarenen-Ton schwadronieren und dabei keinem der Anwesenden wirklich in die Augen schauen können. Stattdessen wandert – ganz Obama-esk – der Blick der/s Vortragenden permanent von Seite zu Seite über die Zuschau-Hörer-Schar. Die wirklichen Inhalte rücken bei diesem Schauspiel interessanter Weise scheinbar auch in den Hintergrund. Bei mir entsteht manchmal sogar der Eindruck, als wolle man mehr durch die Art des Vortrags, als die Inhalte überzeugen. Transportiert man so Politik in die Bevölkerung? Wirkt man so wirklich der Politikverdrossenheit entgegen? Wird so eine Politshow wirklich als authentisch bewertet?

Zukunftsfähige Ansätze dürften hier eine wesentlich größere Bandbreite beinhalten, als wir sie heute mitunter erleben. Die „Show“ gehört sicher auch weiter dazu, aber eben nicht immer. Qualität im Ausdruck, mit mehr als einer Facette – darauf freue ich mich.