Wandel ist toll. Wenn man sich darauf einlässt. Naturgemäß machen das nicht alle Menschen und so produziert der Wandel zunächst einige Gewinner und viele Verlierer. An dieser Phase des Wandels befinden wir Deutschen uns wohl grad bei vielen Themen. Mir fallen da sofort Digitalität, Gesellschaft, Konsum und Klima ein.
Wandel ist einfach nicht so en vogue. Man muss sich bewegen, sie anpassen, sich seine eigene Chance im Wandel suchen. Spätestens seit Merkel lernen wir Deutschen jedoch den Bestand zu lieben und zu wahren: Wir wählen Legislaturperiode für Legislaturperiode die liebe Mutti, die die Veränderung von uns fern hält. Wir wollen im jetzt inne halten und bewegen uns nur unter Druck. Das Gesetz des Marktes. Diese Methode ist gut für alle, die gefühlt etwas zu verlieren haben, die sich auf den Erfolgen von gestern ausruhen können und möchten. Für Jene, mit denen es die Vergangenheit nicht besonders gut meinte, ist der Wandel eine unglaublich große Belastung – sie sind schon so sehr mit dem sein beschäftigt. Woher soll die Kraft für zusätzliche Veränderungsprozesse kommen? Und dann sind da noch die, die gern verändern würden, aber dabei von Regeln, Bedenken und Ablehnung gebremst werden. Wandel ist ein verdammt anstrengendes Luder.
Merkels Deutschland bewegt sich nicht
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist nicht bekannt für ein besonders visionäres Wesen. Vielmehr scheint Bundeskanzlerin vom Charakter eine Verwalterin zu sein – eine mit großem Vertrauen in den Wirtschafter. Den Bestand halten und reparieren was kaputt geht. Da haben wir Deutschen uns ganz schön einlullen lassen. Im Digitalen beispielsweise liegen wir abgeschlagen auf hinteren Plätzen. OK, bei der Energiewende, da gab es mal kurz eine (ungewohnte) Aktivität. Im Bereich Konsum sind wir alle gespannt welche Auswirkungen die Lobbyisten in die TTIP-Papiere diskutieren. Wandel nach vorn scheint jedoch fast ausgeschlossen. Die Bank gewinnt immer.
In Fragen der gesellschaftlichen Entwicklung treten wir meiner Wahrnehmung nach grad in eine Phase größeren Wandels ein. Zum einen blicken wir wieder auf zunehmende Bevölkerungswanderungen auf dem Planeten. Ausgelöst unter anderem durch bittere Armut, Hunger, Not, kriegerische Auseinandersetzungen, Gewalteskapaden und religiösen Fanatismus. Das fordert hier einen neuen Wandel. Als Gesellschaft sind wir grad so schön mit unserem eigenen Egoismus beschäftigt, da stören zusätzliche Leistungsempfänger sehr. Irgendwie scheint der gesellschaftlichen Mitte dabei auch Empathie verloren gegangen zu sein. Frei nach Merkel: Keine Veränderung gewünscht, aber reden wir nicht darüber. Bleibt der Weg zu den Extremen: Rechts oder links. Beide stehen sich in diesen Tagen regelmäßig an Flüchtlingsunterkünften gegenüber. Die einen haben Angst vor der Veränderung und dem Verlust lieb gewonnener Gewohnheiten und formulieren das in Ressentiments, Brandanschläge und blinde Gewalt. Die anderen stehen dem Wandel offen gegenüber und leisten per Ehrenamt, was eigentlich ein wachsamer Staat leisten müsste. In dieser Situation taumeln sogar die Medien hilflos umher und lassen sich vom fehlenden Wandelmut der Regierung anstiften. Zu sehr haben Pegida und Co gezeigt, das es verdammt viele Menschen gibt, die sich diffusen Ängsten hingeben. Fast scheint es, diese neue Ausgrenzung tauge zum sozialen Standard. Nicht zuletzt die Bild zeigt uns das nahezu täglich auf der Titelseite.
Stillstand ist evolutionär eher untypisch
Wir haben es vom Pferd zu Auto geschafft, vom Zelt ins gemauerte Haus und von der Kerze zur Glühbirne. Die Entwicklungen in der Informationstechnologie haben uns in den letzten Jahren in einen regelrechten Geschwindigkeitsrausch versetzt. Die Akzeptanz dieser Veränderungen ist wohl überall vorhanden. Auch hier gab es Störungen und Hindernisse. Ich wünsche mir, dass wir als Gesellschaft die Bedenkenträger, Rassisten und Rückwärtsgewandten möglichst schnell überwinden und Merkels Lehre diesen Zustand nicht künstlich verlängert. Öffnet die Herzen für die positiven Seiten der Veränderung und habt Mut daran teilzunehmen.