Der Crash ist vorbei, lasst uns weitermachen, wie gewohnt – so könnte man die derzeitige Politik der Banken beurteilen. Gelder, die der Staat zur Stützung der Wirtschaft bereitstellt, werden lieber für gewinnträchtige Spekulationen und Investitionsgeschäfte genutzt, als für die eigentlich beabsichtigten Liquiditäts-Darlehn für Unternehmen. Banken machen eben lieber Big Deals als kleine Fische – so eine Vermutung, die man zunehmend in den Medien wahrnimmt.
Was ist die Ursache für dieses Handeln?
Internationale Großbanken, die ihren Fokus auf Investmentgeschäfte gelegt haben erwirtschaften für ihre Aktionäre überdurchschnittliche Renditen. Dadurch sind auch die klassischen Bankhäuser gezwungen in diese Renditebereiche vorzudringen. Das bedeutet zwangsläufig Veränderungen beim Kerngeschäft. Der Umgang mit dem Kunden am Schalter ist vom Aufwands-Ertragsverhältnis ungünstiger, als eine Investmentbegleitung für ein Flugzeug im mehrstelligen Millionenbereich. Also, Schalter zu und nur noch Flugzeuge – so ist die Strategie vieler Bankhäuser, könnte man meinen. Kunden stören, denn die erlauben ja nur noch „kleine“ Gewinne und anstrengen muss man sich auch dafür.
Was bewirkt diese Strategie?
In Zeiten, in denen Großteile der Wirtschaft für Banken uninteressant werden, droht das Bankensystem weiter zu kollabieren. Um die enormen Renditen zu erwirtschaften, müssen große Wagnisse eingegangen werden und im gleichen Zug das klassische Bankgeschäft abgebaut werden. Jedoch bestehen direkte Abhängigkeiten zwischen großen und kleinen Geschäften, denn nur, wenn die Basis der „normalen“ Kunden ein funktionierendes Bankensystem nutzen kann, sind die Big Deals überhaupt möglich.
Das scheinen Banken heute jedoch zu vergessen. Nehmen wir zum Beispiel die Regeln, die innerhalb des Basel-II-Abkommens definiert sind. Dort stellen wir fest, dass viele der Regeln erst für große Investitionsvolumen greifen sollen, aber bereits bei Kleinkrediten von 10.000 Euro große Probleme für die Wirtschaft bedeuten. Banken erfüllen bereitwillig den Regelkatalog für die Basel-II-Kriterien über, denn diese machen viele Darlehn für den Darlehnsnehmer teurer und damit attraktiver für die Banken. Aber sie erschweren zugleich für Kleine und Mittelständische Unternehmen (KMU) den Zugang zu dringend benötigter Liquidität. Ein Problem, das bereits vor der geplatzten Immobilienblase existierte und nun wieder weiter in den Hintergrund gerückt ist.
Die Bundesregierung hilft den Banken „auf Pump“ bei der Rendite
Banken nutzen das noch nicht erwirtschaftete Geld der Steuerzahler. Alle Gelder die die Bundesregierung bereitstellt basieren auf Neuverschuldung. Zahlen müssen diese Suppe die nachkommenden Generationen. Wenn man so möchte, muss nun die Allgemeinheit für die Gier einzelner die Zeche zahlen und das noch viele, viele Jahre. Die Banker dagegen sind längst wieder dabei neue Boni zu zahlen und neue Renditerekorde zu jagen. Ein Spiel, das wieder abrupt enden wird, wie ich behaupte. Wer nur auf Kurzfrist agiert und dabei das langfristige Geschäft aus den Augen verliert, tut dies zu lasten vieler Menschen. Seihen dies Mitarbeiter oder am Ende wieder der Steuerzahler, der die Suppe auslöffeln darf. Hier bedarf es dringend ein Umdenken im globalen Markt.
Was kommt nach der Rendite?
Toyota-Chef Akio Toyodaim wird in einem Branchenblatt zitiert: „Wir müssen uns fragen, was ein gesundes Maß des Wachstums ist. Bisher lag das Interesse auf Absatz und Gewinn. Das kann nicht alles sein.“ Genau diese Frage sollten sich auch die Manager der Banken stellen. Ethik und Werte sollten wieder in die Vorstands-Etagen einziehen, gierige Raffzähne sozial isoliert werden, nur so wird man langfristig das Bankensystem erhalten können. Aber auch Strukturen müssen verändert werden. Es müssen Abhängigkeiten etabliert werden, die das Verhältnis zwischen Kundengeschäft und Spezialgeschäften definieren. Und es muss Bankhäusern wieder Spaß machen, sich mit Kunden zu beschäftigen.
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