Unabhängig von der Frage, ob der Fall des Karl-Theodor zu Guttenberg nun ein tiefer oder ein klarer sei, wieder passieren Dinge, die in der Öffentlichkeit schwer nachvollziehbar sind. Ganz aktuell wird eben jener zu Guttenberg zum Internet-Experten mit EU-Weihen bestellt. Ein sehr eigenartig anmutendes Konstrukt (Hier ein Artikel aus der Welt dazu). Nun, man könnte meinen, dass eben jener zu Guttenberg, der über die Transparenz des Netzes stolperte, da quasi als Täteropfer oder Opfertäter ein umfangreiches Wissen angesammelt hätte. Man könnte es aber auch so interpretieren, wie jener, der ihn mit dem Guttenplag-Wiki des Plagiates überführte. Der sagte im Hamburger Abendblatt zu diesem ungewöhnlichen Vorgang „Wenn ich mich mitten auf die Straße stelle und vom Auto angefahren werde, heißt das nicht, dass ich Automechaniker bin“ (Zum Artikel). Das kann man so stehen lassen.
Sanfter Wiedereinstieg in die Politik?
Was bleibt ist die Frage nach der Motivation. Warum bemüht sich ein öffentlich beschädigter und des Plagiats überführter Mann nun wieder darum, aktiv eine politische Rolle einzunehmen. Auch, wenn er selbst das natürlich nicht so sieht. Von hier aus kann man nur orakeln. Es ist wohl der Wunsch wieder dieses süchtig machende Gefühl der Macht zu erhalten. Zurück an die Spitze. Egal, zu welchem Preis. Vielleicht ist es auch die Ehefrau, die da ein wenig puscht, um sich selbst wieder mit teils fragwürdigen eigenartig konservativen Statements im Boulevard sehen zu können. Wer weiß, wer weiß. Es stehen insgesamt wohl aber mehr Befürchtungen als freudige Erwartungshaltungen im Raum, wie man in diesem Artikel von DRadion Wissen sehr schön zusammengefasst nachlesen kann.
Wünscht sich das CDU/CSU-Lager das „Polit-Talent“ zurück?
Ein anderes Szenario für diesen sanften Wiedereinstieg scheinen die Interessen des Lagers aus CDU und CSU zu sein. So ein Polit-Talent könnte in der Zukunft recht nützlich sein, lautet wohl das Kalkül. Und tatsächlich brauchen gerade CDU und CSU dringen frische Köpfe. Durch mangelnde Führungsqualitäten von Merkel und Seehofer wurden in den vergangenen Jahren viele gute und talentierte Leute zerschlissen. Einzig lästig dabei könnte sein, dass das Volk den überführten Plagiator vielleicht nicht mehr in politischen Weihen sehen möchte. Natürlich kommt das einer Vorverurteilung gleich, aber eben auch nicht von ganz ungefähr. Ethisch ist eine zweite politische Karriere eines zu Guttenberg eben schwer zu vertreten. Hier müsste erst mal ein Leistungsnachweis erbracht werden und das möglichst über mehrere Jahre.
Auch der Aufschrei im Netz nach dem Bekanntwerden der neuen Aufgabe des KT war gut zu hören (#Guttenberg). Man (der Bürger) hat zwar inzwischen gelernt, dass es im politischen Betrieb mehr um Postengeschachere, denn um tatsächliche Kompetenz geht. Aber gerade jenen, der im Umgang mit dem Netz am meisten versagte, zum Berater für selbiges zu machen, entbehrt leider nicht einer gewissen Komik. Und so komisch ist es dann doch nicht. Es gilt weltweit die Weichen für die freiheitliche Zukunft des Web zu stellen. Dazu braucht es kompetente Leute und mutige Entscheidungen. Auch über Parteigrenzen hinweg. Da dürfte es wenig hilfreich sein, wenn ein tendenziell inkompetenter und dazu hoch umstrittener Ex-Politiker hier seinen Wiedereinstieg plant.
Die Hoffnung stirbt zuletzt.